Globale Lieferketten sind das Rückgrat moderner Wirtschaft. Doch mit steigender Komplexität steigen auch die Risiken – sowohl für die Umwelt als auch für die Menschenrechte. Unternehmen stehen heute stärker denn je in der Verantwortung, Transparenz zu schaffen und ihrer Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachzukommen.
Warum eine Lieferkettenanalyse so wichtig ist
Eine fundierte Analyse der eigenen Lieferkette zeigt verschiedene Probleme auf, aus denen sich wiederum Chancen ergeben – auch jenseits der Nachhaltigkeit und Berichtspflichten.
Wettbewerbsvorteil durch Transparenz
Transparente Lieferketten schaffen Vertrauen – bei Kund*innen, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit. Unternehmen, die ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen kennen und offenlegen, gelten als glaubwürdig, modern und verantwortungsvoll. Diese Positionierung wird zunehmend zur Voraussetzung für die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen, Förderprogrammen und Lieferantenaudits großer Konzerne.
Kosten senken, Effizienz steigern
Eine gründliche Lieferkettenanalyse deckt nicht nur Schwachstellen auf, sondern auch Einsparpotenziale: bei Energie, Materialverbrauch oder Transportwegen. Wer ineffiziente, emissionsintensive oder instabile Lieferanten frühzeitig identifiziert, kann Alternativen prüfen – und durch optimierte Beschaffung, Kreislaufansätze und Digitalisierung langfristig Kosten senken.
Rechtssicherheit und Resilienz
Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der bevorstehenden EU-Richtlinie CSDDD wird ein verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement zur rechtlichen Pflicht. Frühzeitige Vorbereitung schützt vor Sanktionen und Bußgeldern. Gleichzeitig erhöht sich die operative Resilienz: Unternehmen, die ihre Lieferketten kennen und aktiv steuern, sind besser gewappnet für geopolitische Krisen, Rohstoffengpässe und regulatorische Veränderungen.
Innovation fördern und Partnerbindung stärken
Eine saubere Lieferkette ist kein Zustand, sondern ein Prozess – einer, der Innovationen anstößt. Ob nachhaltigere Materialien, faire Produktionsmethoden oder neue Geschäftsmodelle: Lieferanten, die in langfristige Partnerschaften eingebunden sind und klare Nachhaltigkeitsziele mittragen, werden zu Mitgestaltern des Wandels. Unternehmen können diese Entwicklungen nicht nur begleiten, sondern mitgestalten – zum Vorteil aller Beteiligten.
Wo in der Kette signifikante Umweltbelastungen entstehen.
Die meisten ökologischen Probleme entstehen in den tieferen Lieferstufen (Tier 2-n), etwa bei der Rohstoffgewinnung.
Viele Unternehmen konzentrieren sich bei Umweltmaßnahmen auf ihre eigenen Produktionsstandorte. Dabei zeigen aktuelle Studien, dass der Großteil der ökologischen Belastungen – wie CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch oder Abfallerzeugung – häufig in vorgelagerten Stufen der Lieferkette entsteht. Besonders betroffen sind Rohstoffabbau, energieintensive Zwischenprodukte und veraltete Produktionsprozesse in Ländern mit niedrigeren Umweltstandards. Eine Lieferkettenanalyse bringt diese „blinden Flecken“ ans Licht und ermöglicht gezielte Verbesserungen – etwa durch verändertes Produktdesign, neue Beschaffungsstrategien oder langfristige Partnerschaften mit nachhaltig arbeitenden Zulieferern.
Wo menschenrechtliche Risiken bestehen.
Durch mangelhafte Arbeitsbedingungen, fehlende Sicherheitsstandards oder Kinderarbeit werden essenzielle Menschenrechte verletzt.
In global verzweigten Lieferketten ist es nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen kaum Einblick in die Praktiken weiter entfernter Vorlieferanten haben. Doch genau dort treten häufig Verletzungen grundlegender Menschenrechte auf – etwa durch gefährliche Arbeitsbedingungen, ausbeuterische Löhne oder fehlende Mitbestimmung. Auch wenn keine direkte Vertragsbeziehung besteht, wird von Unternehmen heute erwartet, dass sie Risiken erkennen, bewerten und wirksame Maßnahmen ergreifen – etwa durch verbindliche Anforderungen im Einkauf, Audits oder Brancheninitiativen. Eine proaktive Herangehensweise stärkt nicht nur die Verantwortungskultur, sondern auch die Resilienz der eigenen Lieferkette.
Wie hoch die eigenen Einflussmöglichkeiten sind.
Die Chance, selbst Dinge anzupacken und zu gestalten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von Lieferantenauswahl, Produktdesign oder Dialogmöglichkeiten.
Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel Einfluss sie tatsächlich auf ihre Lieferkette ausüben können – vor allem durch gezielte Nachfrage, langfristige Kooperationen und Anreize für bessere Standards. Wer Nachhaltigkeit nicht nur fordert, sondern auch fördert, wird für Lieferanten attraktiver und kann Innovationen gezielt vorantreiben. Zudem belohnen Gesetzgeber, Investoren und Kund*innen immer stärker jene Unternehmen, die transparente, faire und umweltgerechte Lieferketten nachweisen können. Wer früh handelt, stärkt nicht nur die Compliance, sondern auch das Vertrauen in die eigene Marke und sichert sich Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend verantwortungsorientierten Marktumfeld.
Unternehmen, die frühzeitig Transparenz schaffen, profitieren doppelt: Sie senken Reputations- und Lieferausfallrisiken und erfüllen regulatorische Anforderungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD).
Analyse der Lieferkette in der Praxis: So gelingt der Einstieg
- Lieferkette visualisieren
Erstellen Sie eine strukturierte Übersicht Ihrer Wertschöpfungsstufen – von Rohstoffen bis zum Endprodukt. Tools wie MRIO-Analysen oder Lebenszyklusdatenbanken helfen bei der Risikoabschätzung. - Risikofelder identifizieren
Nutzen Sie vorhandene Studien (z. B. Umweltatlas Lieferketten) oder branchenspezifische Steckbriefe, um typische Umwelt- und Menschenrechtsrisiken aufzulisten. - Fokus setzen
Beginnen Sie mit den Lieferanten und Materialien mit dem höchsten Hebel: z. B. durch besonders hohe CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch oder soziale Risiken. - Dialog aufbauen
Entwickeln Sie Kriterienkataloge für Ihre Lieferanten und suchen Sie den aktiven Austausch – Transparenz ist keine Einbahnstraße. - Verbesserungen umsetzen
Optimieren Sie Produktdesign und Beschaffungsstrategie – Kreislaufwirtschaftsansätze, alternative Materialien oder längere Lebenszyklen verringern Abhängigkeiten und Umweltwirkungen.
Nachhaltigkeit entlang der Kette beginnt mit einem Perspektivwechsel
Verantwortung hört nicht am Werkstor auf. Wer Umweltrisiken und Menschenrechtsverletzungen entlang der eigenen Lieferkette nicht kennt, kann sie weder vermeiden noch beheben.
Eine Reflexionsfrage zum Schluss:
„Kennen Sie die ökologischen und sozialen Auswirkungen Ihrer wichtigsten Vorprodukte und Rohstoffe – auch zwei, drei Stufen tiefer in Ihrer Lieferkette?“
Wenn nicht, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, den ersten Schritt zu tun.
Kontaktieren Sie uns – wir unterstützen Sie beim Aufbau eines effektiven Lieferkettenmanagements.

