Angst ist ein mächtiges Werkzeug. Sie verkauft Schlagzeilen, füllt Talkshows und mobilisiert Wähler. Ob steigende Lebenshaltungskosten, Zuwanderung oder Extremismus – wer Angst schürt, findet leicht Gehör. Studien wie die R+V-„Ängste der Deutschen“ zeigen: Inflation, Migration und politische Unsicherheit zählen seit Jahren zu den Top-Sorgen.

Doch beim Thema Klimakrise greift die Angstformel nicht im gleichen Maß. Trotz täglich neuer Katastrophenbilder – Dürren, Waldbrände, Flutereignisse – verharren viele Menschen in Passivität. Warum lässt sich die Klimakrise nicht in gleichem Maße durch Furcht mobilisieren? Ein Grund liegt im Charakter der Bedrohung: Während Inflation oder Migration als unmittelbare Risiken empfunden werden, wirkt der Klimawandel für viele abstrakt und fern.

Die Psychologie der Klimaangst: lähmend oder aktivierend?

Forschung zeigt ein ambivalentes Bild. Viele Menschen – insbesondere junge und Frauen – berichten von Klimaangst. In einer großen Studie unter Studierenden gab mehr als die Hälfte an, stark unter Klimawandelangst zu leiden. Die Folge: Doom-Scrolling – ständiges Konsumieren negativer Schlagzeilen, das Gefühle von Überforderung und Ohnmacht verstärkt.

Zwar kann Angst zum Handeln motivieren, doch ohne klare Perspektive schlägt sie schnell in Resignation um. Psychologen sprechen vom „Finite Pool of Worry“: Menschen können nur eine begrenzte Anzahl an Sorgen gleichzeitig verarbeiten. Drängen Finanz- oder Sicherheitsfragen in den Vordergrund, rückt die Klimakrise in der Alltagswahrnehmung nach hinten.

Hinzu kommt die psychologische Distanz: Viele sehen die Erderwärmung als Problem ferner Länder oder künftiger Generationen. Selbst wenn Extremwetterereignisse vor Ort eintreten, überwiegt oft das Gefühl: „Mich betrifft es nicht direkt.“

Auch der Status-quo-Bias hemmt Handlungen: Kurzfristige Kosten – etwa höhere Energiepreise oder Änderungen im Lebensstil – erscheinen schwerer zu wiegen als die langfristigen Schäden. Medienkommunikation, die Klimawandel ausschließlich in Katastrophenbildern darstellt, verstärkt Ohnmachtsgefühle und schwächt die Selbstwirksamkeit.

Vom Gefahren- zum Chancennarrativ

Wenn Angst allein nicht trägt, was dann? Psychologische und kommunikationswissenschaftliche Studien zeigen: Menschen reagieren stärker auf positive Visionen und greifbare Handlungsmöglichkeiten als auf Drohszenarien.

Dr. Karen Hamann, Psychologin spricht in einem Interview mit der Uni Leipzig von drei Säulen, die besonders motivieren:

  1. Identifikation mit Gruppen – Zugehörigkeit zu Initiativen wie Fridays for Future oder lokalen Energieprojekten schafft Motivation.
  2. Moral & Wut – Wahrgenommene Ungerechtigkeit kann ein starker Motor für Engagement sein.
  3. Wirksamkeitserleben – Das Gefühl, durch kollektives Handeln wirklich etwas zu bewirken, ist entscheidend.

Hier setzt das Chancennarrativ an: Klimaschutz ist nicht nur Verzicht, sondern bringt Co-Benefits – Zusatznutzen wie bessere Gesundheit, saubere Luft, neue Arbeitsplätze und mehr Energiesicherheit. Studien belegen, dass Menschen deutlich positiver auf Klimaschutz reagieren, wenn diese Vorteile kommuniziert werden. Statt Weltuntergangsszenarien braucht es Zukunftsbilder, die Hoffnung stiften und Lust auf Veränderung machen.

Fazit

Angst ist ein kurzfristiger Treiber – beim Klima aber oft kontraproduktiv. Sie weckt Aufmerksamkeit, doch ohne Handlungsperspektive führt sie zu Resignation. Entscheidend ist die Verbindung von Wissen, Hoffnung und Handlungsoptionen. Positive Narrative machen deutlich: Klimaschutz ist nicht nur notwendig, sondern auch attraktiv. Wer Klimaangst konstruktiv kanalisiert, kann aus lähmender Sorge eine motivierende Kraft machen. Der Weg führt weg vom Doom-Scrolling und hin zu Geschichten über eine gerechte, gesunde und lebenswerte Zukunft.

Wie Sie und Ihr Unternehmen jetzt selbst Teil der Vision werden können, können wir gerne in einem unverbindlichen Gespräch klären!